Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik haben Alice Seffen, Dr. Julia Meis-Harris und Prof. Simone Dohle untersucht, welchen Einfluss die Visualisierung von Tieren auf die Auswahl von Fleisch hat.
Frühere Online-Studien legen nahe: Wenn Menschen Fleischprodukte (z. B. eine Bratwurst) zusammen mit Bildern der entsprechenden Tiere (z. B. einem Schwein) sehen, kann das ein unangenehmes Gefühl auslösen – sogenannte kognitive Dissonanz. Dieses entsteht, wenn das eigene Verhalten (z.B. Fleisch essen) nicht zu den eigenen Überzeugungen (z.B. Tiere schützen ist wichtig) passt. Das Erleben kognitiver Dissonanzen führen laut früheren Studien dazu, dass Menschen weniger Fleisch auswählen. Der Großteil dieser wissenschaftlichen Belege stammt jedoch aus Online-Studien, und es ist unklar, ob sich die beschriebenen Effekte auch in realistischeren Umgebungen zeigen.
Deswegen haben wir ein Experiment mit dem Fake Food Buffet durchgeführt – einem Buffet, welches täuschend echt aussieht, aber aus Lebensmittelattrappen besteht. Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich ein Mittagessen von diesem Buffet zusammenzustellen. Je nach Versuchsbedingung wählten die Teilnehmenden von einem Buffet mit entweder keinen Tierbildern, schematischen Tierbildern oder realistischen Tierbildern. Wir nahmen an, dass Teilnehmende an einem Buffet mit (vs. ohne) Tierbildern mehr kognitive Dissonanz erleben würden und sich infolge dessen ein Mittagessen mit weniger Fleischprodukten zusammenstellen würden. Außerdem vermuteten wir, dass realistische Tierbilder einen größeren Effekt hervorrufen würden als schematische Tierbilder.
Das Ergebnis: Überraschenderweise zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen – weder beim Erleben kognitiver Dissonanz noch bei der Menge an gewähltem Fleisch. Tierbilder am Buffet reduzierten den Fleischkonsum also nicht.
Unsere Studie zeigt, dass Effekte aus Online-Studien nicht unbedingt auf reales Verhalten übertragbar sind. Das Aufstellen von Tierbildern an einem Buffet scheint keine vielversprechende Strategie zur Reduktion von Fleischkonsums zu sein. Künftige Forschung sollte untersuchen, wie Tierbilder konkret gestaltet werden können, um einen Effekt zu erzielen (z.B. Alter des Tiers und Kameraperspektive) und, wie die Ergebnisse in echten Essenssituationen, etwa in einer Kantine, ausfallen.