Das Forschungsprojekt zu "Impliziten Theorien" widmet sich der Frage, wie Überzeugungen über die Veränderbarkeit von Eigenschaften, wie Gesundheit oder Armut, das zwischenmenschliche Verhalten, insbesondere das Hilfeverhalten, beeinflussen.
Veränderbarkeitstheorien und Erkrankungen
Im Jahr 2022 veröffentlichten Prof. Dohle und KollegInnen erste Erkenntnisse zu diesem Thema (siehe Referenz unten). Sie fanden heraus, dass Überzeugungen über die Veränderbarkeit von Gesundheit sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Hilfsbereitschaft haben können. Menschen, die glaubten, dass Gesundheit veränderbar ist, zeigten eine höhere Bereitschaft erkrankten Menschen zu helfen, da sie die Wirksamkeit des Hilfeverhaltens optimistischer einschätzten. Andererseits führte diese Überzeugung zu einer stärkeren Schuldzuweisung an die erkrankte Person, was das Mitleid verringerte und die Hilfsbereitschaft beeinträchtigte. Insgesamt zeigte sich, dass starke Veränderbarkeitstheorien nicht nur positiv, sondern auch negativ auf die Hilfsbereitschaft wirken.
Neue Erkenntnisse: Veränderbarkeitstheorien und Armut
Um herauszufinden, ob sich dieses Muster auch auf die Bereitschaft übertragen lässt, armutsbetroffenen Personen zu helfen, führte das Forschungsteam drei weitere Studien durch. Die Ergebnisse bestätigten den erwarteten positiven Effekt: Personen mit der Überzeugung, dass Armut veränderbar ist, zeigten eine höhere Hilfsbereitschaft. Gleichzeitig trat jedoch auch der erwartete negative Effekt auf: Die Überzeugung über die Veränderbarkeit führte zu stärkeren Schuldzuweisungen und damit zu einer geringeren Bereitschaft, armutsbetroffenen Menschen zu helfen.
Fazit
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Betonung der Veränderbarkeit von Eigenschaften nicht nur positive, sondern auch unerwünschte negative Effekte haben kann. Bei der Entwicklung von Interventionen ist es daher entscheidend, auch die potenziellen negativen Auswirkungen von Veränderbarkeitstheorien, wie verstärkte Schuldzuweisungen, zu berücksichtigen.