Verabschiedungen 2021
Im Jahr 2021 verabschiedete die Medizinische Fakultät der Universität Bonn die folgenden Professor*innen und dankt ihnen sehr herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit.
Prof. Dr. Hannes Haberl
Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn verabschiedet Prof. Dr. Hannes Haberl zum 31. Juli 2021 in den Ruhestand.
Haberl war seit 2016 Universitätsprofessor an der Universität Bonn und etablierte die Pädiatrische Neurochirurgie am Universitätsklinikum. Er gehört zu den wenigen Kinderneurochirurgen in Deutschland.
Der Spezialist für unter anderem Rückenmarks-Operationen bei Kindern mit spastischen Lähmungen baute bereits vor seiner Tätigkeit in Bonn die Pädiatrische Neurochirurgie am Universitätsklinikum Ulm auf. Davor leitete er zehn Jahre die von ihm gegründete Abteilung für Kinderneurochirurgie an der Berliner Charité. Mehr als 500 Kindern, die unter einer durch frühkindliche Hirnschädigung bedingten Spastik litten, konnte Prof. Haberl durch das Verfahren der selektiven dorsalen Rhizotomie zu mehr Lebensqualität verhelfen. Bei dieser hochkomplexen Operation unterbricht der Chirurg durch einen mikroskopischen Eingriff die für die Spastik ursächlichen Nervenreflexbogen, was die betroffenen Kinder besser stehen und gehen lässt. „Der wichtigste Beitrag des Neurochirurgen liegt neben der Beratung in einer perfekt durchgeführten Operation, die das aktuell mögliche an Veränderung umsetzen muss“, so Haberl zum Fokus seiner Arbeit.
Um auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu bleiben, reiste er stets dorthin, wo es zu dieser Zeit die erfahrensten Spezialisten gab. Unter anderem in Marseille, Zürich, New York, Chicago und San Francisco perfektionierte er seine Operationstechnik und brachte sein geballtes Wissen schließlich nach Deutschland - immer mit dem Ziel seine kleinen Patienten bestmöglich zu behandeln.
Damit die optimale pädiatrische neurochirurgische Versorgung auch nach seinem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand gewährleistet bleibt, engagierte sich Prof. Haberl stets auch in der Ausbildung junger Ärzte. Sein Schaffen reicht dabei weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Prof. Haberl schulte in den vergangenen Jahren Teams in Tallinn und Belgrad. Für sein Engagement in Estland wurde ihm im Jahr 2018 das „Verdienstkreuz des roten Kreuzes“ der Republik Estland verliehen. Auch im Ruhestand bleibt Prof. Haberl Neurochirurg mit Leib und Seele: Zukünftig wird er junge Kollegen in Paris und Nizza in seinen Operationstechniken schulen.
Das Uniklinikum und die Universität Bonn verabschieden mit Prof. Haberl einen engagierten und geschätzten Kollegen und blicken mit Dankbarkeit auf die gemeinsame Zeit zurück. Für seine zukünftigen Projekte wie auch sein Privatleben wünschen wir Prof. Haberl von Herzen alles Gute.
Prof. Volkmar Gieselmann
Die Medizinische Fakultät verabschiedete Herrn Univ.-Prof. Dr. Volkmar Gieselmann zum 28. Februar 2021 in den Ruhestand.
Herr Professor Gieselmann hat im Rahmen seiner Professur für Physiologische Chemie und als Direktor des Instituts für Biochemie und Molekularbiologie der Medizinischen Fakultät über 20 Jahre treue Dienste geleistet.
Sein Studium der Medizin absolvierte Prof. Volkmar Gieselmann zwischen 1975 und 1981 an den Universitäten in Frankfurt und Münster. Bereits früh während seines Studiums verfolgte er expermentelle Arbeiten am Institut für Biochemie. Nach Staatsexamen und Promotion verweilte er noch fünf Jahre in Münster, davon drei Jahre als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Biochemie und zwei Jahre als Assistenzarzt in der Klinik für Hämatologie und Onkologie. 1986 entschied er sich für einen Umgebungswechsel und ging für zwei Jahre im Rahmen eines Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft an das Department of Genetics der Harvard Medical School (Boston, USA). Nach seiner Rückkehr nach Deutschland begann er am Institut für Biochemie der Universität Göttingen seine erste eigene Arbeitsgruppe auszubauen. Er habilitierte 1991 im Fach Biochemie, erhielt 1992 ein DFG-Heisenbergstipendium und kurze Zeit später eine Hermann und Lilly-Schilling Stiftungsprofessur für medizinische Forschung des Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaft.
1994 erhielt Volkmar Gieselmann einen Ruf an die Universität in Kiel. 1999 lockte ihn schließlich der Ruf auf die Professur für Physiologische Chemie und die Übernahme der Direktion des gleichnamigen Instituts nach Bonn. Die Geschicke der Medizinischen Fakultät prägte er insbesondere von 2002 bis 2006 als Prodekan für Forschung mit. Von 2009 bis 2015 hat er sich zudem als Prorektor für Lehre und Studium um den Erfolg der Universität Bonn verdient gemacht und hier innovative Weichenstellungen initiiert.
Auch international konnte sich Prof. Volkmar Gieselmann durch seine Arbeit einen außerordentlichen Ruf gewinnen. So war er sechs Jahre lang Vorsitzender der European Study Group on Lysosomal Diseases (ESGLD), einem Verbund aus mehr als 100 europäischen und israelischen Arbeitsgruppen. Kern dieses länderübergreifenden Konsortiums ist die Erforschung einer Gruppe seltener Erkrankungen, den lysosomalen Speichererkankungen.
Genau diese Erkrankungen, insbesondere die metachromische Leukodystrophie, stellen auch den wissenschaftlichen Schwerpunkt von Prof. Gieselmann dar. Durch sein wissenschaftliches Engagement konnte er auch weitere Forschungsbereiche, wie dem Lipidstoffwechsel des Myelins oder der Funktion von Glycosaminoglycane, deutlich vorantreiben. Für seine Entdeckungen auf diesen Forschungsgebieten wurde er 2008 zusammen mit Prof. Galla der Universität Münster mit dem Eva-Luise Köhler Forschungspreis für seltene Erkrankung der Eva Luise und Horst Köhler Stiftung honoriert.
Wir wünschen Herrn Univ.-Prof. Dr. Volkmar Gieselmann weiterhin viel Erfüllung, danken ihm zutiefst für seine Verdienste für die Medizinische Fakultät und hoffen auch weiterhin gut verbunden zu bleiben.