Ein Aneurysma im Gehirn kann jeden treffen. Patientinnen und Patienten erleiden dabei eine durch das Platzen dieser Gefäßaussackung bedingte Blutung. 10 bis 15 Prozent der Betroffenen sterben sofort daran. Für die anderen sind die nächsten Tage und Wochen entscheidend. Der Altersdurchschnitt liegt bei nur 50 Jahren, damit sind auch viele junge Menschen unter den Betroffenen. Hinzu kommt, dass ein Aneurysma häufig ein Zufallsbefund ist und damit spät entdeckt wird. Trotz stetigem Fortschritt in der Medizin und verbesserten Behandlungsmöglichkeiten, ist die Prognose nach einer solchen Blutung weiterhin schlecht. Insgesamt verstirbt die Hälfte der Patientinnen und Patienten an den Folgen der Blutung.
Bislang nur eine Therapie
Auch wenn die Patientinnen und Patienten mit Aneurysma zeitnah behandelt werden, zeigt sich erst in den darauffolgenden drei bis 14 Tagen, ob der Zustand sich durch verzögerte Durchblutungsstörungen im Gehirn verschlechtert. Durch schnelles Handeln soll eine erneute Blutung und die damit verbundene Verschlechterung des Zustands verhindert werden. Zur medikamentösen Behandlung gibt es aktuell aber nur ein zugelassenes Medikament mit geringer Wirkung als Prophylaxe gegen einen schweren Verlauf. Das wollen Prof. Erdem Güresir und sein Team nun ändern.
Entzündungen des Gehirns unterdrücken
Ein schwerer Krankheitsverlauf und schlechte Behandlungsergebnisse sind laut aktueller Forschung auf Neuroinflammation, also die Entzündung von Nervengewebe, zurückzuführen. Aufgrund von ausgetretenem Blut kommt es dabei zu einer sterilen Entzündungsreaktion des Gehirns. Bekannt ist, dass die Prognose für Patientinnen und Patienten mit hohen Entzündungsreaktionen eher schlecht ausfällt. In vielen Studien wurde deswegen bereits versucht, einzelne Faktoren in diesem relativ komplexen Geschehen der Entzündungsreaktionen zu unterbrechen – bislang leider ohne Erfolg.
Cortison könnte die Lösung sein
Das körpereigene Hormon Cortison wird häufig in der Medizin eingesetzt, um verschiedenste Entzündungen zu behandeln. Bei Aneurysma-Patientinnen und Patienten wurde deswegen bereits in der Vergangenheit versuchsweise das gut erprobte Medikament Dexamethason eingesetzt. „Dexamethason verursacht während einer kurzen Behandlungsdauer von drei Wochen kaum Nebenwirkungen für unsere Patientinnen und Patienten mit Aneurysma. In der neuen FINISHER-Studie möchten wir nun herausfinden, ob die Behandlung mit dem Cortison die Prognosen der Betroffenen durch die Unterdrückung der Entzündungsreaktionen im Gehirn verbessert“, so Prof. Güresir.
Förderung von 2,9 Mio.
Über 300 Patientinnen und Patienten werden in die Placebo-kontrollierte Studie eingeschlossen, die über eine Laufzeit von drei Jahren angesetzt ist. Die Teilnehmenden werden jeweils über 21 Tage ärztlich betreut und berichten in regelmäßigen Abständen über eine App, wie es ihnen geht. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit ca. 2,9 Millionen Euro unter Leitung von Prof. Güresir, gefördert. 13 weitere neurochirurgische Zentren in ganz Deutschland beteiligen sich daran. Wenn die vielversprechenden Erwartungen sich erfüllen, könnte mit Dexamethason ein weltweit gut zugängliches, patentfreies Medikament die Therapie von Aneurysma-Patientinnen und Patienten stark verbessern.
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