Die Zahl der Erkrankungen des zentralen Nervensytems (in engl. Central Nervous Systems - CNS) sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch gestiegen. Häufig liegen diesen Erkrankungen Störungen im Netzwerk der neuronalen Zellen zu Grunde. Die Untersuchung dieser zellulären Netzwerke und ihrer Veränderung wird als Circuit Biology, bzw. Netzwerkbiologie, bezeichnet und stellen einen Schwerpunkt der Bonner Neurowissenschaften dar, z.B. im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 1089. Insbesondere durch Netzwerkstörung bedingte neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer rücken dabei zunehmend in den Fokus der aktuellen Forschung. Doch auch Hirntumorzellen treten mit dem umliegenden gesunden neuronalen Gewebe in Austausch. Da diese Interaktion einen signifikanten Einfluss auf die Tumorformation (Neoplasie) und -Entwicklung zu haben scheint, gewinnt ihre Erforschung ebenfalls an wissenschaftlichem Interesse.
Stefanie Poll ist ausgewiesene Spezialistin für die Untersuchung neurobiologischer Netzwerkprozesse. Seit dem Abschluss ihres Studiums der Molekularen Biologie an der Westfälischen Hochschule im Jahr 2011 widmet sie sich der Erforschung neuronaler Netzwerke. Während ihrer Promotion am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn beschäftigte sie sich insbesondere mit den zellulären Veränderungen im Nervensystem durch die Alzheimer-Krankheit und deren Effekt auf die Lern- und Erinnerungsfähigkeit. Seit der Beendigung ihrer Dissertation 2017 setzt sie ihre Arbeit hierzu am DZNE fort. Dabei bedient sie sich modernster Methoden der Bildgebung wie der 2-Photon-STED- und der Multi-Photon-Mikroskopie. Im Rahmen ihrer Tätigkeit pflegt sie zudem eine enge Kooperation mit dem Institute of Interdisciplinary Neuroscience in Bordeaux, Frankreich, und war bereits mehrfach selbst für Forschungsaufenthalte beim Kooperationspartner vor Ort.
Im Rahmen ihrer Professur möchte Stefanie Poll ihren Fokus auf weitere Erkrankungen des zentralen Nervensystems ausweiten und ihre Expertise auch in der Untersuchung von Hirntumorformationen einbringen. Wir freuen uns sie an unserer Fakultät begrüßen zu dürfen und wünschen ihr für ihre Arbeit viel Erfolg.