Zur Bekämpfung der verschiedenen bodenübertragenen Helminthen (soil-transmitted helminths) und der Fadenwürmer (Filarien) wird ein neues multidisziplinäres Konsortium aus Forschungsinstituten, Universitätsklinika, Universitäten und gemeinnützigen Organisationen in Subsahara-Afrika (SSA) und Europa zusammenarbeiten, um eine neue Plattform für adaptive klinische Studien einzurichten und die klinische Forschungsinfrastruktur in mehreren SSA-Ländern zu verbessern. Koordiniert wird das Projekt von Prof. Dr. Marc Hübner vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie (IMMIP) am Universitätsklinikum Bonn (UKB), Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich "Life and Health" der Universität Bonn.
Während jeder Partner sein einzigartiges Know-how und seine bereichernden Erfahrungen einbringt, um die Ziele des Projekts zu erreichen, wird eine starke Vertretung aus dem globalen Süden die eWHORM-Aktivitäten voranbringen. eWHORM wird mit 7,9 Millionen Euro aus der Europäischen Union im Rahmen des Programms „European and Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP3)“ und mit zusätzlichen 3,4 Mio. EUR von der Schweizer Regierung über die nächsten fünf Jahre finanziert.
Erreichen der ambitionierten Ziele der WHO
Trotz erheblicher Fortschritte bei der Prävention und Bekämpfung von Helminthosen haben sich viele der vorhandenen Medikamente in Bezug auf Wirksamkeit, Behandlungsdauer und Sicherheit als problematisch erwiesen. Hinzu kommt, dass die chronisch unzureichenden Investitionen in das Gesundheitswesen in Entwicklungsländern zu einer schlechten Infrastruktur und unzureichend ausgebildetem technischen Personal führen.
Das eWHORM-Projekt zielt darauf ab, diese Probleme durch die Entwicklung und Erprobung wirksamerer und sicherer Behandlungsoptionen, die bei verschiedenen Helminthenarten wirken, anzugehen. Im Rahmen des Projekts wird außerdem medizinisches Fachpersonal ausgebildet, um die Diagnose verschiedener Krankheiten in vier endemischen Ländern zu ermöglichen-Dazu gehören: die Demokratischen Republik Kongo, die Gabunische Republik, die Republik Kamerun und die Vereinigte Republik Tansania.
Das Projekt soll dazu beitragen, zwei dringende Ziele der WHO zu erreichen: zum einen die Eliminierung von Filarien- und STH-Infektionen und zum anderen eine nachhaltige Entwicklung in endemischen Ländern.
Antworten auf bestehende und künftige gesundheitliche Herausforderungen
Der Aufbau einer soliden und gerechten Infrastruktur für die klinische Forschung ist von entscheidender Bedeutung für die Nachhaltigkeit der Fortschritte, die durch eWHORM erzielt werden sollen. Zu diesem Zweck werden die Projektpartner den Aufbau von Forschungsnetzwerken, den Wissensaustausch, die Weitergabe von Fähigkeiten und das Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter fördern. Nachwuchsforschende in SSA werden dabei durch ein Master- und Doktorandenprogramm, ein Mentorenprogramm und spezielle Webinare zu allen Aspekten der Durchführung klinischer Studien und Forschung unterstützt. Dies wiederum wird die Wirksamkeit und die Bereitschaft für aktuelle und künftige Gesundheitskrisen steigern und einen gleichberechtigten Zugang zu Behandlung, Pflege und Unterstützung zum Wohle aller Patientinnen und Patienten gewährleisten.
Studie zur Bekämpfung verschiedener vernachlässigter Tropenkrankheiten
Das helminthenabtötende Breitspektrummedikament (Pan-Nematoden-Anthelmintikum) Oxfendazol (OXF) wird seit mehreren Jahrzehnten in der Veterinärmedizin zur sicheren und wirksamen Behandlung verschiedener Helminthen-Arten im Tier eingesetzt. Im Rahmen der jüngsten Initiative zur Entwicklung neuer Anthelmintika "Helminth Elimination Platform" (HELP) wurde eine feldtaugliche Formulierung des kostengünstigen und einfach herzustellenden Mittels OXF entwickelt und eine Bioverfügbarkeitsstudie am Menschen durchgeführt. Mehrere Partner, die im Rahmen von HELP an der Entwicklung eines überlegenen Pan-Nematoden-Anthelmintikums gearbeitet haben, setzen nun ihre bahnbrechende Forschung in eWHORM fort.
"Unsere Aufgabe in eWHORM besteht darin, die Wirksamkeit von OXF für eine gleichzeitige Evaluierung gegen Onchozerkose, Loiasis, Mansonellose und Trichuriasis zu bewerten. Zu diesem Zweck planen wir eine hochmoderne adaptive Studie im „Basket Design“, mit der OXF gegen mehrere Krankheiten gleichzeitig getestet werden kann. Dies wird uns helfen herauszufinden, ob OXF funktioniert, und dazu beitragen, es dann schneller zu den Patientinnen und Patienten zu bringen", sagt Projektkoordinator Prof. Marc Hübner vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie am Universitätsklinikum Bonn.
"Die Initiative Drugs for Neglected Diseases (DNDi) und Dr. Sabine Specht, Leiterin der Abteilung Filarialkrankheiten bei DNDi, haben eine langjährige Erfolgsgeschichte in der Entwicklung und dem Zugang zu wirksamen und erschwinglichen Medikamenten für vernachlässigte Tropenkrankheiten", fügt Prof. Hübner hinzu. "Zusammen mit einigen der bedeutendsten Forschungs- und Entwicklungspartnern und nationalen Akteuren freuen wir uns darauf, einen Beitrag zu leisten, der einen tiefgreifenden Wandel in der Behandlung und Beseitigung von Helminthenkrankheiten bewirken kann".
Neben dem UKB, der Universität von Buea, dem Centre de Recherches Médicales de Lambaréné und dem Institut National de Recherche Biomédicale, gehören dem Konsortium auch Expertinnen und Experten des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, der Medizinischen Universität Wien, des Erasmus University Medical Centers, des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts und der Eurice – European Forschungs- und Projektbüro GmbH an.