Etwa 40.000 Gewebe- und Organproben landen jährlich in der Pathologie des UKB und werden dort diagnostiziert. Während früher vor allem mikroskopiert wurde, gibt es mittlerweile viele innovative technische Geräte, wie hochmoderne Sequenzer, die die Analysen erleichtern und z.B. mithilfe von molekularer Pathologie genauere Aussagen über die beste Therapie (sogenannte prädiktive Marker) möglich machen. „Die heutigen Innovationen bedeuten einen riesigen Fortschritt für unsere Patientinnen und Patienten, denn die präzisen Untersuchungen und integrativen Befunde eröffnen ganz neue Therapieoptionen, auch für Betroffene, bei denen andere Therapien bereits erfolglos waren. Gerade über die komplexen Fälle tauschen wir uns im Rahmen wöchentlicher Tumorboards interdisziplinär aus“, so Prof. Tischler, die nach Weiterbildung und langjähriger akademischer Tätigkeit in der Schweiz und an der Universität zu Köln bereits seit zwei Jahren als Geschäftsführende Oberärztin am Institut für Pathologie des UKB tätig ist. Im letzten Jahr hat sie den Ruf an die Universität Bonn auf die W2-Professur für Molekulare Translationale Pathologie angenommen.
Interdisziplinäre Tumorboards und Digitalisierung
Patientinnen und Patienten erhalten über diese regelmäßige interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pathologie, Onkologie, Nuklearmedizin, Humangenetik, Radiologe und Strahlentherapie sowie je nach Fall zusätzlichen medizinischen Expertinnen und Experten eine optimale medizinische Beratung. Wenn neue Therapien für die Behandlung einer Krebserkrankung erforderlich sind, empfiehlt das Team des molekularen Tumorboards, welches Prof. Tischler gemeinsam mit PD Dr. Feldmann von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III leitet, den Betroffenen passende Studien am UKB oder evidenzbasierte zielgerichtete Optionen aufgrund der individuellen molekularen Tumorgenetik. Prof. Tischler ist zudem federführend am Aufbau des Zentrums für Personalisierte Medizin (ZPM) am CIO-Bonn sowie an zahlreichen überregionalen Projekten wie dem Deutschen Netzwerk für Personalisierte Medizin (DNPM) und dem nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) beteiligt.
In diesem Zusammenhang werden auch Bioinformatik und Digitalisierung für die personalisierte Medizin immer wichtiger. „Unser Institut wertet neben vielen regionalen und überregionalen Aufträgen alle Proben für das Lungenkrebszentrum Bonn/Rhein-Sieg aus, in dem das UKB unter der Leitung von Prof. Joachim Schmidt, Chefarzt der Thoraxchirurgie am UKB, und Prof. Yon-Dschun Ko, Chefarzt Hämatologie und Internistische Onkologie im Johanniter-Krankenhaus Bonn, dem Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und zahlreichen regionalen onkologischen Praxen zusammenarbeitet. Aufgrund der großen Mengen unserer Molekulardiagnostik sind unsere Arbeitsvorgänge zum Teil bereits komplett digital“, erläutert Prof. Glen Kristiansen, Direktor des Instituts für Pathologie am UKB.
Innovative Tumordiagnostik
In ihrer Arbeitsgruppe „Translationale Lungen- und Tumorpathologie“ am UKB beschäftigt sich Prof. Tischler außerdem mit aktuellen Fragestellungen der Lungen- und Tumorpathologie. Gewebeproben werden dazu auf morphologischer (die äußere Gestalt betreffend) und molekularer Ebene charakterisiert. Dazu zählen u.a. immunologische Interaktionen zwischen einem Tumor und dem Immunsystem. Einer der Schwerpunkte ist die Weiterentwicklung und Anwendung innovativer neuer Methoden, die derzeit noch nicht in der molekularen Routinediagnostik etabliert sind. „Diese Methoden möchten wir den klinisch und onkologisch tätigen Kliniken am UKB und in der Region im Rahmen von Forschungsprojekten und regelmäßigem Austausch zugänglich machen. Ziel ist es, geeignete innovative Methoden und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse validiert und qualitätsgesichert in die Routinediagnostik einzuführen und damit ein Vorreiter für die Erweiterung des molekularen Methodenspektrums zu sein. Dabei kommen auch vielfältige bioinformatische Algorithmen zum Einsatz und werden bei uns weiterentwickelt“, sagt Prof. Tischler.