„Kieferorthopädie ist Prävention. So kann eine frühzeitige Korrektur fehlpositionierter Zähne gerade bei Kindern und Jugendlichen, die oftmals wegen ihrem Erscheinungsbild stigmatisiert werden, zusätzliche positive Effekte haben“, sagt Prof. Kirschneck. Einen Fokus richtet er daher auf die personalisierte kieferorthopädische Diagnostik, Therapieplanung und -durchführung sowie deren Digitalisierung durch sinnvolle Nutzung von Algorithmen der künstlichen Intelligenz wie 3D-Scans, Planung und digitaler Workflow, automatisierte KI-Diagnostik, 3D-Druck sowie Computer Assisted Design und Computer Assisted Manufacturing, kurz CAD/CAM. Bereits am Universitätsklinikum Regensburg etablierte Prof. Kirschneck einen klinikinternen digitalen CAD/CAM – Workflow zur computergestützten Herstellung von Zahnkorrekturschienen mittels virtueller Planung und 3D-Druck. Für eine gesteigerte Versorgungsqualität führte er kürzlich eine ebenfalls digitale Herstellung von passgenauen, oral geklebten Drahtretainern zur Stabilisierung erreichter Zahnstellungskorrekturen ein. Solche modernen Verfahren wird er vornehmlich in der Erwachsenenkieferorthopädie wie der in Bonn bereits üblichen Aligner-Therapie kontinuierlich weiterentwickeln. „Ich wünsche mir eine Bonner Kieferorthopädie mit moderner Krankenversorgung auf höchstem Niveau, die von zufriedenen Patientinnen und Patienten gerne aufgesucht und geschätzt wird“, sagt der neue Klinikdirektor.
Früherkennung und ein Schlüssel für bessere Therapiestrategien
Der genetische Hintergrund, also die erblichen Faktoren des Schädelwachstums, der Zahnentwicklung und damit kieferorthopädisch relevanter krankhafter Veränderungen, ist ein Fokus seiner Forschung. Screening-Tests zur Früherkennung von Pathologien oder Reaktionsmustern auf eine kieferorthopädische Behandlung erlauben in Zukunft eine rechtzeitige und individuell auf die Betroffenen zugeschnittene Therapie. Sein wissenschaftliches Augenmerk legt Prof. Kirschneck auch auf die orale Immunologie: „Zellulär-molekulare Mechanismen, die kieferorthopädischen Zahnbewegungen sowie einer Parodontitis zugrunde liegen, sind ein Schlüssel kieferorthopädische Behandlungen zu verbessern.“ So hat beispielweise Nikotin negativen Einfluss auf eine akute parodontale Entzündung. Für seine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Arbeiten wurde er 2019 mit dem Millerpreis der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, dem höchstdotierten Wissenschaftspreis der deutschen Zahnheilkunde, ausgezeichnet.
Zudem beleuchtet er die direkte „Mechanotransduktion“, also eine Übertragung mechanischer Kräfte in eine biologische Reaktion für die Zahnbewegung. Da solche Modelle aus der Kieferorthopädie auch für wissenschaftliche Fragestellungen aus der allgemeinen Immunologie oder Onkologie interessant sind, strebt er enge Kooperationen in Bonn sowie national und international an. „Eine Anbindung an die Bonner Forschungsschwerpunkte ‘Immunosciences and Infection’, ‘Genetics and Epidemiology’ und ‘Oncology’ sowie dem Exzellenzcluster ‘ImmunoSensation2’ der Universität Bonn eröffnet mir ausgezeichnete Möglichkeiten“, beschreibt der neue Klinikdirektor eine Motivation den Ruf nach Bonn angenommen zu haben.
Ausbildung liegt ihm am Herzen
Mit den Schwerpunkten der Medizinischen Fakultät kann Prof. Kirschneck am Standort Bonn in idealer Weise seine bisherige Forschung fortführen. Das neue studentische Lehrgebäude an der Bonner Zahnklinik bietet die Möglichkeit für eine moderne Lehre. „Eine Voraussetzung – anlässlich der neuen zahnärztlichen Approbationsordnung – eine patientennähere und näher an der Medizin ausgerichtete Ausbildung unter direkter Einbindung der Studierenden zu ermöglichen“, sagt der Vater von zwei kleinen Töchtern. Auch habe Bonn als ehemalige deutsche Hauptstadt und Beethoven-Stadt ein reiches kulturelles und infrastrukturelles Angebot: „Alles zusammen hat meiner Frau und mir die Entscheidung leichtgemacht, aus Regensburg nach Bonn zu kommen. Darüber hinaus habe ich Beethovens Mondschein-Sonate bereits bei mehreren universitären Veranstaltungen als Klavier-Solist vorgetragen, etwas das mich in gewisser Weise bereits früh mit Bonn verbunden hat.“