„Anstatt natürlich wirkende Bewegungsabläufe für Computerspiele zu erzeugen, habe ich nach einer sinnvolleren Anwendung für meine Forschung gesucht“, beschreibt der Informatiker seine Motivation, in Sportwissenschaften und Medizin zu forschen. So beschäftige er sich unter anderem mit der Analyse von Bewegungsabläufen wie Springen oder Rudern als Grundlage für das visuelle Erlernen im Sport. „Zudem interessiere ich mich für Gangbilder von Patienten mit Parkinson oder seltenen Erkrankungen sowie für Bewegungsmuster bei Autismus“, sagt Prof. Krüger. In einem DFG-Projekt war er an einem biomechanischen Modell der Wirbelsäule von Vierbeinern beteiligt. Für ein kalifornisches Start-up-Unternehmen entwickelte er zwei Wearables – eins für allgemeines Haltungstraining sowie eins zur Erfassung der Form der Wirbelsäule. Mit letzterem gibt es derzeit eine Studie mit der Orthopädie am UKB zur Mobilität der Wirbelsäule nach einem chirurgischen Eingriff.
Als Informatiker möchte er die Digitalisierung vorantreiben
Sein nächstes Ziel ist es, spezielle Devices zu entwickeln, die entweder über am Kopf gemessene EEG-Signale oder über gemessene Bewegungen der Gliedmaßen eine Erkennung und Vorhersage von epileptischen Anfällen erlauben. Auch sieht er die Möglichkeit, mittels Daten aus Videokameras Körperhaltungen und Bewegungen zu analysieren, um nicht nur epileptische Anfälle vorhersagen, sondern auch Vitalparameter erfassen zu können. „Als Informatiker möchte ich dabei weg von rein analogen Prozessen wie Fragebogen und Schrittzählung hin zur Digitalisierung. Ein Smartphone oder ein intelligenter Sensor kann viel mehr – beispielsweise epileptische Anfälle viel genauer registrieren als ein vom Betroffenen sorgfältig geführtes Anfallstagebuch“, sagt Prof. Krüger.
Zur Analyse der gesammelten Daten entwickelt er statistische Methoden, Algorithmen und Software-Tools. „Dabei ist es wichtig, auf eine angemessene Visualisierung für verschiedene Benutzertypen zu achten“, sagt der Informatiker, der sich sehr wohl auch der Risiken der Digitalisierung wie der Datenschutzfrage bewusst ist. „Wichtig ist zu klären, welche Daten nützlich sind und wie viele benötigt werden.“
Sein Herz schlägt für Forschung und Lehre
Der Informatiker, der sich auch als Brückenbauer zwischen Informatik und Medizin sieht, ist dem Ruf nach Bonn mit Freude gefolgt. „Nach sieben Jahren Produktentwicklung und Management in der Industrie wollte ich einen Wechsel. Meine Start-up-Erfahrungen gebe ich aber gerne weiter und stehe jungen Forschenden beratend zur Seite“, sagt Prof. Krüger, der auf die Zusammenarbeit mit vielen Fachbereichen am UKB setzt. „Derzeit fange ich gerade an, mich zu vernetzen – am UKB, aber auch mit der Sporthochschule Köln, den Fraunhofer Instituten und der Informatik an der Universität Bonn.“
Prof. Krüger, der jetzt von der Technischen Hochschule Köln kam, ist fest in Bonn verwurzelt, denn er hat an der Universität Bonn Informatik studiert und geforscht. „Bonn ist eine lebenswerte Stadt, die sich an vielen Orten dennoch ihren dörflichen Charme bewahrt hat“, sagt der Vater von zwei Kindern im Alter von acht und 13 Jahren. Mit seiner Familie ist er gern am Rhein mit dem Fahrrad unterwegs.