Zuvor haben sie diesen Vorgang theoretisch gelernt. Doch in der praktischen Übung läuft nicht alles wie geplant, sondern die Dozierenden haben Fallstricke eingebaut. Eine Gelegenheit in einer simulierten zeitkritischen Situation zu üben, effektiv miteinander zu kommunizieren und das Problem gemeinsam zu lösen. „Im Fach Anästhesiologie sind wir ein Ad-hoc-Team, darunter kann die Kommunikation leiden. Kommunikation ist nie einseitig, und es ist wichtig, Barrieren abzubauen“, sagt Johannes Biedermann, Assistenzarzt der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin des UKB. Zusammen mit Andreas Jurkscheit, Pflegepädagoge in der Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie der ATA-Schule und Verantwortlicher für das Skills Lab Intensiv/Anästhesie des Bildungszentrums am UKB, hat Johannes Biedermann die acht Teilnehmenden in interprofessionellen Simulationsszenarien trainiert und angeleitet. Ziel des Projektes iPAPA (interprofessionelle Ausbildung von PJ-Studierenden und ATA-Auszubildenden) ist es, die zukünftigen Fachkräfte auf die interprofessionelle Zusammenarbeit auf höchstem Qualitätsniveau vorzubereiten. Im Rahmen des Programms „Gemeinsam von- und miteinander Lernen“ wird das Projekt durch die Medizinische Fakultät gefördert.
Gegenseitiges Verständnis für das Tun der anderen Berufsgruppe wächst
„Es hat mich interessiert, mit angehenden Ärzten zusammenzuarbeiten. Highlight war für mich natürlich die Simulation im SkillsLab“, beschreibt Ayse Demir ihre Motivation bei iPAPA mitzumachen. Die ATA-Auszubildende nahm am Ende ihres dritten Lehrjahrs an dem neuen interprofessionalen Lehrprojekt teil und hat gerade ihr Examen erfolgreich abgeschlossen. Ihr ist es wichtig, eine Vorstellung von der Arbeit des anderen zu erhalten und diese zu schätzen.
„Mir war im Vorfeld gar nicht klar, dass es im SkillsLab sehr viel um Kommunikation geht. Doch gerade wenn man in die Fachrichtung Anästhesiologie gehen will, ist diese wichtig und sollte zwischen den Berufsgruppen stimmen“, sagt Medizinstudentin Viola Kilian, die derzeit am Endes ihres praktischen Jahres (PJ) ist und kurz vor dem dritten Staatsexamen steht. Sie fand das Lehrprojekt iPAPA, das aus zwei, jeweils in einem Zeitraum von fünf Wochen stattfindenden Lehreinheiten besteht, in Theorie und Praxis mit Nachbesprechung sehr gut strukturiert und gerade die während der praktischen Simulation aufgenommenen Videos hilfreich zur Selbstreflektion. Ayse Demir und Viola Kilian sind sich einig, dass interprofessionelle Lehre nicht erst am Ende der Ausbildung und des PJs stattfinden sollte, sondern bereits etwas früher. Denn so gäbe es mehr Zeit, über die Grenzen der eigenen Berufsgruppe hinaus Kontakte zu knüpfen. „Mit dem Projekt iPAPA wird der Grundstein für eine spätere enge und professionelle Zusammenarbeit auf hohem fachlichem Niveau im beruflichen Arbeitsalltag am UKB gelegt“, so Andrea Tölle, Projektverantwortliche der kooperierenden ATA-Schule des UKB.
Gute Kommunikation ist Wertschätzung und erhöht die Patientensicherheit
“Reibungslose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Professionen ist im medizinischen Alltag unerlässlich, um ein hohes Maß an Patientensicherheit und -zufriedenheit zu erreichen. Denn an diesen Schnittstellen dürfen keine Fehler aufgrund mangelnder Kommunikation entstehen. Um dies im Bereich der Anästhesiologie zu fördern, haben wir das Projekt iPAPA ins Leben gerufen“, erläutert Dr. Gregor Massoth, Projektverantwortlicher im Team Lehre der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKB, der sich über den Erfolg des gemeinsamen Modells freut: „Es ist eine Win-win-Situation für alle.“