Universität Bonn

Medizinische Fakultät

21. Februar 2024

Nanokörper gegen Krebs mit „THUNDER“ Nanokörper gegen Krebs mit „THUNDER“

Die Deutsche Krebshilfe fördert die Zusammenarbeit mit Hamburg-Eppendorfer Forschenden

Das Potential der Immuntherapie wird in der Krebsforschung bereits umfangreich genutzt, ist aber noch nicht vollständig ausgeschöpft. Forschende der Universitätskliniken Bonn und Hamburg-Eppendorf möchten unter Einsatz von Nanokörpern Behandlungsansätze der Immuntherapie für die Krebsforschung erweitern. Die besonders kleinen Antikörper sollen besser an Tumorgewebe gelangen, und effektiver an dieses binden. Die Deutsche Krebshilfe fördert unter dem Schwerpunkt „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ das von zwei onkologischen Spitzenzentren angeführte Projekt mit 4,2 Millionen Euro über fünf Jahre, wie im Februar verkündet wurde. 

THUNDER erfolgreich in der Förderung
THUNDER erfolgreich in der Förderung © Johann Saba / UKom
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Während zeit- und kostenintensive Tests von Krebsbehandlungsansätzen und Forschung an der Entschlüsselung molekularer Mechanismen in der Industrie oft nicht rentabel sind, ist die universitäre Forschung hier unabhängiger. Oft fehlen allerdings Strukturen zur konkreten Umsetzung von Forschungsansätzen. Hier setzt der neue Förder- und Forschungsschwerpunkt „Präklinische Wirkstoffentwicklung“ der Deutschen Krebshilfe an. Ziel ist es, universitäre Forschungseinrichten bei der Entwicklung forschungsintensiver Krebsbehandlungsansätze zu unterstützen, und ein Netzwerk onkologischer Arbeitsgruppen in Deutschland aufzubauen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Entwicklung von Wirkstoffen, die im Rahmen der Immuntherapie eingesetzt werden, sowie niedermolekularer Wirkstoffe. Diese liefern vielversprechende Ansätze in der Krebsbehandlung, und versprechen Vorteile durch einen reduzierten Effekt von Nebenwirkungen. Die Deutsche Krebshilfe hat zur Förderung drei Projekte ausgewählt, die mit insgesamt 20 Millionen Euro alle über fünf Jahre gefördert werden.

Nanokörper in der Immuntherapie 

Die Immuntherapie gilt in der Krebsforschung als vielversprechender Ansatz, der sich das eigene Immunsystems zunutze macht. Im Immunsystem werden durch Antikörper Krankheitserreger nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip erkannt, und dadurch markiert und zerstört. Mithilfe sogenannter monoklonaler Antikörper werden auch Krebszellen mit künstlich hergestellten Markern gekennzeichnet, um die Zerstörung dieser einzuleiten. Der Ansatz eignet sich allerdings nicht für alle Tumorarten. Viele größere Antikörper können nicht leicht durch Gewebe wandern, und somit schlecht durchblutete Tumore kaum erreichen. Hier setzt das Bonner-Hamburger Projekt „THUNDER“ an. Der innovative Ansatz nutzt die sogenannten Nanokörper, besonders kleine Antikörper, für die Immuntherapie. Da die Nanokörper nur ein zehntel der Größe normaler Antikörper haben, können sie leichter Gewebe durchdringen, und eignen sich besonders für Krebstherapien.

Ein weiteres Hindernis der Immuntherapie, dem sich „THUNDER“ widmet, ist die sogenannte Immunflucht. Hierbei handelt es sich um ein Phänomen, bei dem sich Bindungsstellen der Tumoren geringfügig ändern, sodass Nanokörper nicht mehr nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip spezifische Tumore erkennen und binden können. Die Forschungsgruppe, die unter der Leitung Prof. Dr. Michael Hölzel des UKBs, und Prof. Dr. Katja Weisel vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf arbeitet, forscht dafür an der Bindung mehrerer Nanokörper, die unterschiedliche Bereiche der Bindungsstellen erkennen können. Durch die Möglichkeit, den Tumor an mehreren Stellen gleichzeitig zu attackieren, wird die Immunflucht erschwert. 

Bevor der Ansatz in der Therapie umgesetzt werden kann, muss er umfangreich auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit getestet werden. Auch dafür besitzt die Arbeitsgruppe umfassende Mittel. Durch eine Vielzahl an Gewebespenden, steht ihnen eine große Sammlung an Tumorzellen und -geweben zur Verfügung. Dadurch können die Mittel zunächst in der Petrischale angepasst werden, bevor sie auch an Patienten getestet werden. Der Ansatz der Bonner-Hamburger Forschungsgruppe bietet großes Potenzial. Neben vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Therapie, können die Nanokörper künftig auch zur nicht-invasiven Diagnostik von Tumoren genutzt werden.

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