Universität Bonn

Medizinische Fakultät

08. August 2024

Erfolgreiches Fasten braucht Spermidin Erfolgreiches Fasten braucht Spermidin

Neue Forschungsergebnisse zeigen zentrale Rolle von Spermidin bei den gesundheitlichen Vorteilen des Fastens

Zwar steigt in der heutigen Zeit die Lebenserwartung, jedoch bleiben Menschen nicht unbedingt länger gesund, was zu erhöhten Belastungen für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem führt. Fastenregimes, also geplante und kontrollierte Perioden des Nahrungsverzichts, können eine wirksame Methode zur Verbesserung der Gesundheit und Prävention altersbedingter Krankheiten sein. Die genauen Mechanismen, die den gesundheitsfördernden Effekten des Fastens zugrunde liegen, sind jedoch weitgehend unerforscht. Ein internationales Forschungsteam, unter anderem bestehend aus Forschenden des Universitätsklinikums Bonn (UKB), der Universität Bonn und der Charité Universitätsmedizin Berlin, hat deshalb unter der Leitung der Karl-Franzens-Universität Graz die molekularen Effekte des Fastens untersucht. Dabei zeigte sich, dass während des Fastens bei Menschen, Mäusen, Fliegen, Würmern und Hefezellen die Konzentration einer Substanz namens Spermidin signifikant ansteigt und somit eine entscheidende Rolle bei den gesundheitlichen Vorteilen des Fastens spielt. Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der Fachzeitschrift Nature Cell Biology erschienen.

Dr. Nils Gassen, Leitung Neurohomöostase Labor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB
Dr. Nils Gassen, Leitung Neurohomöostase Labor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB © Universitätsklinikum Bonn (UKB) / J. Saba
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Die Fitness, Gesundheitsspanne und Lebensspanne all dieser Organismen werden durch Fastenprozesse verbessert. Die in der Publikation beschriebenen Humanstudien wurden federführend von Dr. Christine Niemeyer und Dr. Nils Gassen, von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Leitung: Prof. Alexandra Philipsen) des UKB, die beide auch an der Universität Bonn forschen, zusammen mit einem Team der Charité Berlin durchgeführt. Die Bonner Forschenden konnten gemeinsam mit ihrem Team zeigen, dass die gesundheitlichen Vorteile des Fastens im Menschen stark von der Erhöhung der Spermidinkonzentration im Körper abhängen. Spermidin ist eine natürliche Verbindung, die in allen lebenden Zellen vorkommt und viele zelluläre Prozesse unterstützt.

Durch chemische und genetische Eingriffe verhinderten die beteiligten Forschungsgruppen die fasteninduzierte Spermidinerhöhung in verschiedenen Modellorganismen, mit dem Ergebnis, dass die Organismen nicht mehr vom Fasten profitierten. Ein wesentlicher Effekt des Fastens ist die Auslösung der Autophagie, ein Prozess, bei dem Zellen sich selbst reinigen und beschädigte Bestandteile abbauen. Organismen, die während des Fastens kein Spermidin mehr produzieren konnten, zeigten auch keine Autophagie mehr.

„Unsere Forschung deutet darauf hin, dass Fasten, Spermidin, Autophagie und Gesundheit im Alter in einer kausalen Beziehung zueinanderstehen. Dieser Mechanismus beginnt mit dem Fasten und setzt sich mit der Produktion von Spermidin fort“, erklärt Dr. Nils Gassen. Darüber hinaus zeigten die Forschungsergebnisse außerdem, dass die herzschützenden Effekte des Fastens ebenfalls von der inneren Spermidinsynthese abhängig sind. Dies unterstreicht die Bedeutung von Spermidin als entscheidenden Faktor für die positiven Auswirkungen des Fastens auf die Gesundheit im Alter. Die Forschungsergebnisse bieten damit neue Einblicke in die Mechanismen des Fastens und eröffnen potenzielle Wege für präventive und therapeutische Strategien zur Förderung der Gesundheit im Alter.

Frank Madeo, Sebastian Hofer et al; Spermidine is essential for fasting-mediated autophagy and longevity; Nature Cell Biology, DOI: 10.1038/s41556-024-01468-x;  https://www.nature.com/articles/s41556-024-01468-x

Dr. Nils Gassen
Leitung Neurohomöostase Labor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB
Nils.Gassen@ukbonn.de

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