Global verursacht unsere Ernährung mehr als ein Drittel aller Treibhausgasemissionen, die enorm zur Klimakrise beitragen. Die von der EAT-Kommission aufgestellte Planetary Health Diet umfasst deshalb Empfehlungen, die eine optimale Ernährung für die menschliche Gesundheit und ökologische Nachhaltigkeit bilden. Sie betont eine pflanzenbasierte Ernährung, bei der Vollkorn, Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte einen größeren Anteil der konsumierten Lebensmittel ausmachen. Fleisch und Milchprodukte sind wichtige Bestandteile der Ernährung, jedoch in deutlich geringeren Anteilen. Auch ein übermäßiger Konsum von Lebensmitteln pro Person sollte vermieden werden, da dieser mit gesundheitlichen und ökologischen Kosten einhergeht. Hausarztpraxen sind eine entscheidende, aber bisher unzureichend genutzte Stelle, um dieses ernährungsmedizinische Wissen an Patientinnen und Patienten weiterzugeben.
Projektziel: Studierende lernen, Patient*innen zu gesunder und umweltgerechter Ernährung zu schulen
Das Institut für Hausarztmedizin des UKB hat gemeinsam mit Kolleg*innen der Universität St. Andrews in Schottland ein Lehrprojekt zur EAT-Ernährung für Medizinstudierende der beiden Universitäten entwickelt. In das Projekt sind umfangreiche Vorerfahrungen geflossen, die an der UKB und der Universität Bonn bereits durch das Wahlfach „Culinary Medicine“ gesammelt werden konnten. Der Lehransatz ist, dass die Studierenden in dem neuen Wahlpflichtfach die Grundsätze der EAT-Ernährung in Theorie und Praxis kennenlernen, damit sie Patient*innen später dazu umfassend beraten können. Dafür kommen verschiedene innovative didaktische Methoden zum Einsatz. So werden zum Beispiel digitale Kochsessions mit Ökotrophologen angeboten. Die Ernährungsempfehlungen werden in Kooperation mit Prof. Sarah Egert, Leiterin des Teams für Ernährungsphysiologie am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn und Mitglied der Transdisziplinären Forschungsbereiche (TRA), erarbeitet. Zudem sind Strategien zur Patientenedukation Bestandteil des Wahlpflichtfaches, sodass geschulte Hausärzt*innen die Studierenden in der Beratung von Hausarztpatient*innen trainieren. Des Weiteren geht es für die Studierenden der beiden Universitäten aus Deutschland und Schottland auch um das Erfahrungslernen in binationalen Kleingruppenteams. Ermöglicht wird das Forschungsprojekt durch eine Förderung der Stiftung Innovation für Hochschullehre, die insgesamt 400.000 Euro umfasst.
In Entwicklung: EAT-APP soll Patient*innen im Alltag unterstützen
Das EAT-Projekt wird wissenschaftlich von einem interprofessionellen Team von Dozierenden der Universität Bonn und der University St. Andrews evaluiert. Zugleich wird ergänzend zum Projekt eine App entwickelt, die Patient*innen zukünftig Hilfestellungen zur Umsetzung der klimafreundlichen Ernährung im Alltag vermitteln soll. „Mit der in Entwicklung befindlichen EAT-App unterstützen wir Patient*innen aus Hausarztpraxen in ihrem Alltag. So kann die digitale Medizin einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten“, so Prof. Birgitta Weltermann, die Direktorin des Instituts für Hausarztmedizin.
Offizielle Kick-off-Veranstaltung leitet Projektstart ein
Das Projekt ist kürzlich mit einem Kick-off-Meeting am Institut für Hausarztmedizin am UKB offiziell gestartet. Für das Meeting trafen sich die verschiedenen Projektbeteiligten: Hausärzt*innen der Region, Wissenschaftler*innen verschiedener Fachrichtungen, Studierende des Studierendenbeirats. Dr. Dorothea Wild, Leiterin des Projektes, sagte anschließend: „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Projekt gemeinsam mit unseren Partnern an den anderen Fakultäten der Bonner Universität, in der Region und St. Andrews umsetzen können. Damit kommen wir unserem Ziel näher, das Thema der klimafreundlichen Ernährung in Hausarztpraxen zu stärken.“ Prof. Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät, betont die Bedeutung des binationalen Lehrprojektes: „Das EAT-Projekt befasst sich mit einem sehr wichtigen Thema an der Schnittstelle von Nachhaltigkeit und Ernährung. Ich freue mich sehr darüber, dass wir über dieses geförderte Projekt die Zusammenarbeit mit unserem strategischen Partner in St. Andrews weiter intensivieren.“ Prof. Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender, zeigt sich zum Projektstart ebenfalls zufrieden: „Klimawandel und Gesundheit sind eng miteinander verwoben. Das UKB setzt sich deshalb schon lange dafür ein, dass die Gesundheitsexperten von morgen in allen Berufsgruppen bereits in der Lehre dementsprechend ausgebildet und für mehr Nachhaltigkeit sensibilisiert werden. Eine wissenschaftlich basierte optimale Ernährung ist ein wichtiger Weg, um die Gesundheit der Menschen zu fördern und gleichzeitig den Klimawandel positiv zu beeinflussen,“ so Prof. Holzgreve. Auch Medizin-Studierende der Universität Bonn zeigen sich von dem Forschungsprojekt begeistert. Eine Studentin äußert sich nach der Veranstaltung wie folgt: „Der Klimawandel betrifft uns alle. Ich finde es wichtig, dass dieses Thema mehr Beachtung in der Medizin findet.“